P. Toni Moritz

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Über mich

Ich wurde 1941 in Braubach, Obermarktstrasse geboren. Mein Vater war im Krieg. Als er im Frühjahr 1944 in Russland verwundet wurde, kam er nach Ahrenberg ins Lazarett. Dort war Dr. Brühschwein Stabsarzt, der später in Braubach eine Praxis hatte. Nach seiner Entlassung wurde er am 01.10. 1944 in eine Kaserne nach Leisnig verlegt. Meine Mutter erwartete ihr zweites Kind und wollte in seiner Nähe sein. Hier kam dann meine Schwester zur Welt. Meine Oma, die auch wegen der Geburt gekommen war, hat Braubach auf der Rückreise nie erreicht, sie gilt als vermisst. Wir haben es geschafft, nach wochenlanger abenteuerlicher Reise nach Braubach zurückzukehren. Im Haus war Meusers Schneiderei, dort hielt ich mich gerne und oft auf. Die Lebensmittel waren knapp aber die Not machte erfinderisch und so gab es oft Gerichte aus Wald und Flur.

Hau-mich-blau

Auf dem Marktplatz neben der Weinstube Volk war das Lebensmittelgeschäft Schlusnus. Dort schickten mich die "großen Buben" rein, um "Hau-mich-blau" abzuholen. Drinnen bekam ich aber ein Bonbon. Wie gerne hätten sie auch eins gehabt aber keiner traute sich zu fragen. Im Herbst wurden in der Allee unterhalb des Bahndammes Laubhäuschen gebaut. Das waren wahre Kunstwerke. Auch wurde das Laub ins Kriegerdenkmal getragen und die Treppen von oben bis unten damit aufgefüllt. Es entstand eine tolle Rutsche. Bis.... das Böse lauert ja überall; der Gendarm Hartenfels Wind bekam und unten die Türe abschloß. Es vergingen Stunden, es wurde schon dunkel bis er uns wieder raus ließ. Was anschließend zu Hause los war, weiß ich nicht mehr.
Jahre später sorgten Gendarm Karl Degen und der Nachtwächter Karl Müller für Ruhe und Ordnung.

Es folgte die französische Besatzung

Am 15. Juli 1945 überließen die Amerikaner den Franzosen, die von ihnen bislang besetzten Gebiete. In Braubach war das Hotel Kaiserhof ihr Hauptquartier. Es heißt, daß die Franzosen strenger mit der Bevölkerung umgingen als die Amerikaner. Aber davon haben wir als Kind nichts bemerkt.
Das Bild stammt vom 1. Weltkrieg

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Einschulung

Im Jahre 1946 wurde ich eingeschult. Da meine Klassenlehrerin mir immer in die Backen kniff, wenn ich die Kugeln der Rechenmaschine nicht nach ihrem Willen verschob, bin ich 3 Tage hintereinander in der Pause einfach nach Hause gegangen. Das war ihr und meiner Mutter natürlich nicht recht. Mit einem kleinen Stück Blockschokolade wurde der Krieg beigelegt. Es gab kaum Papier zum Schreiben, wir benutzten Kunstschiefertafeln und Griffeln. Zunächst waren wir im alten Schulgebäude in der Schulstrasse (heutige Volksbank) und kurz darauf die Schule im Charlottenstift, die der neuen Schule weichen mußte. Bilder der beiden Schulen sind auf der Seite > Braubachs Schulen < zu sehen. Die Versorgung der Bevölkerung war auf einem Tiefpunkt. Die Geschäfte waren leer, es gab Lebensmittelkarten. Die einem "Normalverbraucher" zugestandene Tagesration an Lebensmitteln umfaßte bis zum Herbst 1947 weniger als 1.000 Kalorien. Im Juni 1947 gab US-Aussenminister Marshall bekannt, dass Westdeutschland: 1,4 Mrd. US-Dollar Hilfe erhällt. Nachdem die Hilfslieferungen im Rahmen des Marshallplanes anliefen, brachten sie eine spürbare Verbesserung der Lage. Aus diesen Mitteln wurde auch unsere Schulspeisung finanziert. Ab der dritten Klasse kam Lehrer Heine, den behielten wir bis zum Schluß als Klassenlehrer.

ABC-Schisser

Das Bild unten zeigt uns ABC-Schisser im Charlottenstift mit Klassenlehrerin Hofmann.
Wenn du mit der Maus vorsichtig über das Bild fährst, findest du mich.


Ab 1948

Als ich 7 Jahre alt war, sind wir in die Charlottenstrasse umgezogen. Bis 1964 herrschte noch die kriegsbedingte Wohnraumbewirtschaftung und wir mussten zunächst für 2 Jahre das Wohnzimmer abgeben. Aber das klappte prima, die Leute verstanden sich untereinander viel besser als heute. Auch die Hilfsbereitschaft der Nachbarn war vorbildlich. Am 20.6.1948 führten die Westalliierten das Währungsgesetz ein und jeder Einwohner erhielt 40 DM Kopfgeld. Die Läden waren über Nacht voll. Aber keiner konnte viel kaufen, das Geld reichte nicht. Der Schwarzhandel blühte. Handwerker wurden mit Zigaretten oder anderen Konsumgütern bezahlt. Auch der Komfort in den Häusern war damals sehr bescheiden. Der Klo natürlich ohne Wasserspülung war außerhalb der Wohnung, meist im Treppenhaus und da hing auch kein Toilettenpapier wie heute sondern Zeitungspapier. Badezimmer und Heizungen gab es nicht. Nur die Küche wurde mit einem Kohleofen geheizt. Aber das hatte auch Vorteile. Diese Öfen hatten einen Backofen und da lagen abends Bratäpfel drin, die waren im Winter immer ein Genuss. Das Wohnzimmer wurde nur zu Ostern, Weihnachten und Familienfesten geheizt. Samstags standen alle Töpfe mit Wasser auf dem Herd, gebadet wurde dann in einer 100er Zinkbütt. Das Heizen hört sich heute selbst verständlich an, war es aber nicht. Kohlen waren knapp und teuer. Man besorgte sich einen "Leseschein" und holte im Wald mit einem Handwagen loses Holz. Auch Kohlen, die von Güterzügen fielen, wurden eingesammelt.
Mittags wurden schnell die Hausaufgaben gemacht, dann ging’s raus. Wir waren immer draußen. Was sollten wir auch zu Hause? Fernseher gab es nicht, die kamen erst später. Draußen sorgte Mutter Natur für unsere Ernährung, wir aßen alles. Konflikte gab es nur mit den Feldschützen. Die kontrollierten in der Gemarkung und den Weinbergen. Wurden wir erwischt, gab´s paar um die Ohren. Im Sommer waren wir nur am und im Rhein. Wenn die Kirschen auf der anderen Rheinseite reif waren, sind wir rüber geschwommen oder auf die Schleppkähne und ein Stück mitgefahren.
Und im Winter: Schnee war jährlich garantiert. Dann war Schlittenfahren angesagt, Flackwiese. Kerkertserstrasse, Einmuth waren unsere beliebten Pisten. Und das bis abends. Heute frage ich mich, warum sind wir nicht erfroren?
Das Taschengeld war sehr bescheiden und oft genug kamen kleine Wünsche auf, die wir uns einfach nicht erfüllen konnten. Das Eintrittsgeld für einen Zirkus in Koblenz fehlte, wir sind trotzdem dorthin gelaufen und hofften, daß man sich erbarmte. Leider nicht. Aber die Not machte erfinderich, wir sammelten alles was nach Kupfer aussah und brachten es zum Schrotthändler. Auch Weinbergsschnecken habe ich eingesammelt und nach Kamp in eine Sammelstelle gebracht, die Franzosen aßen das Zeug.
Ab und zu sind wir auch ins Kino gegangen. Zuerst bei Tremper in der Bäckerei zur Marksburg. Dort saßen wir auf Mehlsäcken für 10 Pfennig Eintritt. Später war das Kino im Saal des Hotel Rheintal. Es konnte passieren, dass der Film plötzlich abbrach, da die Filmrolle von Lahnstein noch nicht da war. Der kath. Kirchenchor veranstaltete jährlich Anfang Januar sehr schöne Theaterauftritte im Hotel Rheinberg, die Kulisse malte professionell Herr Bergweiler.
Meine Schulferien im Sommer verbrachte ich teilweise bei meinem Onkel und meiner Tante in Marienfels.

Taschengeld

Ab etwa dem 10. Lebensjahr betrug mein Taschengeld 50 Pfennig in der Woche. Jugendliche die das hören, lachen darüber. Sicher, der Geldwert war höher aber wir waren weniger materiell eingestellt als heute und freuten uns über kleine Geschenke. Wir warteten tagelang bis sich am Heiligen Abend das Wohnzimmer öffnete und wir uns auf unser "Geschenk" stürzen konnten, das vielleicht 10 Mark gekostet hatte. Heute betragen die Lehrgelder mehr als das Hundertfache und es reicht auch nicht und keiner freut sich darüber.

Schulentlassung

Endlich geschafft, 1955 wurde ich aus der Schule entlassen. Aus diesem Anlass gab es einen Maßanzug. Heute würde diese Bekleidung sehr viel Geld kosten. Wir trugen ab sofort Krawatten und fühlten uns wie Männer. Das Taschengeld wurde erhöht. Es betrug jetzt 5 DM in der Woche. Ein gebrauchtes Fahrrad wurde mühselig zusammengespart. Jetzt war ich mobil. Das Taschengeld reichte gerade mal für eine "Lustige Witwe" in einer Koblenzer Milchbar. In Braubach waren die Preise bedeutend niedriger. Und so fuhren wir meist nur wegen dem Resistenzbad nach Koblenz. In Braubach war ja damals noch allerhand gebacken. Wir waren das Naherholungsgebiet des Ruhrgebietes und verfügten über zahlreiche Hotels und Gaststätten sowie Privatunterkünfte um alle Gäste unterzubringen. Im Sommer war das Rheinufer belegt mit Erholungssuchenden. Das Bild ist auf der Seite > Jahrgang 1941 < größer zu sehen.

Erste Urlaubziele und Fahrzeuge

Natürlich waren damals die Urlaubsreisen nicht so anspruchsvoll wie heute. Wer hatte schon ein Auto? Unbekannt waren: Charterflüge und Flugreisen. Die kamen erst später. Wir fuhren voll gepackt mit dem Fahrrad und übernachteten in Jugendherbergen. Diese waren zwar nicht mit einem Sternehotel zu vergleichen aber für uns Jugendliche erlebnisreicher. Die längste Fahrradtour führte uns 1957 zum Bodensee, mit Abstecher in die Schweiz. An der Grenze wurden bei uns eine 50 g Dose Nescafe´ und eine Tafel Blockschokolade gefunden. Die Schmuggelware wurde beschlagnahmt, Strafzoll erhoben und ein paar Wochen später mußten wir beim Jugendrichter erscheinen. Was jetzt? Der Richter hat uns nur ermahnt.

Bis zum 20. Lebensjahr fuhr ich nur Fahrrad, keine Strecke war zu lang. Zum Urlaub an den Bodensee, für ne´ Bratwurst oder ins Schwimmbad nach Koblenz. Dann kam ein Kreidler Moped dran. Das wurde mir aber nach 2 Jahren in Koblenz gestohlen. Es folgten drei Heinkelroller, ich war sehr zufrieden mit diesen Fahrzeugen und überzeugt, dass ich diese Art der Fortbewegung immer beibehalten würde. Natürlich fuhr ich auch im Winter bei Minusgraden, bei Schnee und Glatteis. Ich bekam Problememit der Stirnhöle, der Verdienst war gestiegen und so konnte ich auf einen Pkw umsteigen. Der erste Pkw war ein Manta A.

Lehre und Beruf

1956 begann ich eine dreijährige Lehre bei der Bahn. Das Lehrgeld betrug monatlich 50 DM im ersten, 75 DM im zweiten und 90 DM im dritten Lehrjahr. Die Bahn war damals nicht sonderlich beliebt, da einerseits der Wechseldienst und die Sonn- und Feiertagsarbeit abschreckte zum anderen waren damals die Löhne und Gehälter noch dürftig. 1959 endete die Lehre mit der Schule in Bad Münster am Stein. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug anfänglich 56 Stunden. Nur jeden dritten Sonntag frei, samstags, feiertags nie. Die Sonntage hatten jeweils 12 Stunden Arbeitszeit. Bei Krankheit gab es 3 Tage kein Geld und der Krankenkontrolleur stand schon am zweiten Tag auf der Matte. Es gab feste Ausgangszeiten, sofern man überhaupt "gehfähig" war.

Ab 1961 besuchte ich eine dreijährige kostenpflichtige Schule, es folgte 1964 eine dreijährige Ausbildung. Anfangs arbeitete ich als Fahrdienstleiter und ab 1976 in der Fahrkartenausgabe. 1979 wechselte ich nach Lahnstein in den Güterverkehr und Kassendienst. Jetzt waren die unangenehmen Seiten wie Wechseldienst und Sonn- und Feiertagsarbeit Vergangenheit. 1993 wurde ich zum Betriebs-Inspektor befördert und am 01. April 1996 feierte ich mein 40. Dienstjubiläum.
Leider kam dann 1997 die Bahnreform und uns wurde nahe gelegt, in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Da alles sehr schnell und total überraschend kam, musste ich mich am 03.11.1997 wohl oder übel an diesen neuen Lebensabschnitt gewöhnen.

Kinder - Enkel- Urenkel

1959 habe ich geheiratet. !960 haben Christina und 1964 Claudia das Licht der Welt erblickt. Die Ehe wurde geschieden. Inzwischen habe ich einen Enkel und seit Ende 2013 eine Urenkelin.

Christina klein Christina 2004 Claudia klein Claudia 2000
Urenkelin Amelie 2013 Urenkel Julius 2019 Enkel Kurt 2012 Sabine u Amelie 2015
     
Urenkelin Amelie 2019 Platz für weitere Urenkel Platz für weitere Urenkel Platz für weitere Urenkel
1965 1975

Meine Schwester

Meine Schwester und ich. Renate noch jung Verheiratet, eine Tochter Schwager: Wolfgang

Hier bin ich im Sommer

Mein Lieblingsplatz im Freien, die Rentnerbank mit Blick auf die Marksburg. Direkt neben der Bank befindet sich der Teich. Er sorgt für Frische an heißen Tagen. Die Terrasse, hierhin ziehe ich mich zurück, wenn es mal regnet oder es zu kühl wird.

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