P. Toni Moritz

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Gruben in Braubach

Wertvolle Bodenschätze

Braubach liegt im rheinischen Schiefergebirge. Vor ungefähr 320 Millionen Jahren befand sich hier ein flacher Meerarm. Durch Absenkung des Meeresbodens und gewaltige Erosionen bildete sich ein völlig verändertes Landschaftsbild. Durch die gewaltigen Verschiebungen der Erdkruste bildeten sich in der Devonzeit Grauwacke und Schiefer. In die unteren angehobenen und aufgerissenen Schichten konnten mineralhaltige Stoffe eindringen und die Spalten und Risse damit auffüllen. Aufgrund der Temperaturen von über 2000 Grad im Erdinneren verfestigten sich diese Stoffe und bildeten in der unteren Schicht Eisenspat, darüber folgten Bleiglanz und Zinkblende.

Nur in der obersten Schicht bildeten sich die begehrten silberhaltigen Erze, die ohne aufwendigen Bergbau zu betreiben, abgetragen werden konnten. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, wurde schon in der Latene- und Eisenzeit in Braubach Erze abgebaut. Ausschachtungen bei bestimmten Baumaßnahmen legen Zeugnis hierüber ab. Auch die Römer bauten 50 n. Chr. Silberadern ab. Die erste uns bekannte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 691, weitere Urkunden waren zwar vorhanden, sind aber in der sogenannten dunklen Zeit verloren gegangen. Daß es diese Urkunden gab, ist in Aufschreibungen von 1680 belegt. Durch diese von der Natur begünsten Bodenschätze ist es nicht ungewöhnlich, daß Braubach für die Landesherren ein Stern am Himmel war. Diese Bodenschätzen waren Privileg genug, daß Graf Gottfried von Eppenstein vom Kaiser Stadtrechte für Braubach erhielt. Wen wundert es, brachte er ihnen den ersehnten Wohlstand. Gold und Silber waren seit Menschengedenken ein begehrtes Metall. Früher als der Rhein noch nicht begradigt und die Fließgeschwindigkeit geringer war, fand man noch Gold auf seinem Grund. Ob daher der Name. "Gold´ner Rhein" stammt"?

Grube Rosenber um 1920

Braubachs Privilegien

Im Jahre 1536 kam es zu landesherrlichen Erlassen, die für Bergleute zum einen aus Berggesetzen, die aus Rechten und Pflichten bestanden, zum anderen aber auch aus Privilegien, die den Bürgern in anderen Gemeinden, die nichts zu bieten hatten, versagt blieben, reich wurden sie allerdings nicht. Diese "Bergfreiheit" von 1536 enthielt folgende Regelungen und Gestattungen:

  • Freier Holzbezug aus fürstlichen Wäldern für die Dauer von drei Jahren, gültig für Bau-, Schacht-, Brenn- und Verkohlungsholz;
  • freies Ansiedlungsrecht für Bergleute, ob nun aus dem In- oder Ausland stammend;
  • freier Handel „von und nach dem Bergwerk";
  • Recht, Brauhäuser und Schankstätten für den eigenen Gebrauch einzurichten;
  • Zollfreiheit, außer vom Guldenweinzoll;
  • Recht zur Etablierung eigener Gerichtsbarkeit;
  • bei guter Entwicklung der Bergwerke Erlaubnis zur Stadtgründung; daran gebunden:
  • Erlaubnis zur Wahl eines Bürgermeisters, von Richtern und von einem Stadtrat,
  • Recht zur Abhaltung eines wöchentlichen Marktes,
  • Recht zur Vererbung von Brauhäusern, Metzgereien, Salzstuben, Badestuben.
  • Hier muß noch erwähnt werden, daß säumige Schuldner nicht verfolgt werden sollten, wenn sie sich in einer Bergwerkstadt niederließen. Durch diesen Schritt wurden sie so praktisch ihrer Schulden ledig.

Grube Rosenberg um 1920

Strenge Sitten

Um unter den Bergleuten Rechtssicherheit zu schaffen, etablierte der Sohn des Landgrafen Moritz außerdem 1616 eine Bergordnung . In dieser sicherte sich Moritz den gesamten Ertrag jeder bergwerklichen Tätigkeit. Dort heißt es:
„Wihr wollen aber in unser Berckfreyheit und vorhabenden Ordnungen die Eisenberckwerke nicht mit begreifen, sondern dieselben, was deren allbereits in esse seind und noch ferners erschürpft und fündig gemacht werden möchten zu erbawen uns allein reservirt und vorbehalten haben, jedoch so jemands deren uffs neue antreffe erschurphen und zu tage bringen würde soll derselbe sich bey unserm Berghauptmann deswegen angeben und von uns einer gebührlichen ergetzung und beliebnis gegen seyner mühe fleiss und Unkosten gewertig seyn".
Diese Anordnungen waren klar, Landgraf Moritz trachtete nach noch besserer Ausbeute der Bodenschätze. Das größte Silbervorkommen Hessens war in Braubach. Also schaffte sich Landgraf Moritz hier in den Gruben die totale Kontrolle, um diese zu bekräftigen erließ er 1617 noch zwei Verordnungen:
das „Burg-Friedens-Patent für die hessischen Bergwerke und die Verordnung, die wie die „Unterthanen sich im Bergwerck zu fahren und umb die Gebühr zu arbeiten sollen angehalten werden". Er drohte mit drakonischen Strafen, damit Zucht, Ordnung und Sicherheit in den Bergwerken erhalten blieben.
Der "Bußgeldkatalog" deckte alle möglichen Vergehen ab, einfache Beleidigung waren schon schlimm, tätlicher Angiff wurde mit dem Tode bestraft. Der Getränkeausschank wurde untersagt, Waffen tragen war verboten und die Unterthanen sollten zur Arbeit Untertage verpflichtet werden. Gleiches galt für Bettler, Gesindel und Säufern. Bei Weigerung wurden diese in Ketten gelegt und ins Bergwerk gebracht.

Dem gegenüber war als Abgabe nur der Zehnte von den Bergleuten zu leisten.
Im Einzelnen:
1. Von allem geförderten Silber die zehnte Mark (in dem zu betrachtenden Zeitraum etwa 250 Gramm);
2. vom Kupfer und Blei jeden zehnten Zentner;
3. bei Zinn war je ein Orr jedes Gulden, der beim Verkauf des Zinns eingenommen wurde, zu entrichten.
Nach dem Ablauf einer Frist von vier Jahren, sollte alles geförderte Gold und Silber an die landesherrliche Münzstätte abgeliefert werden, die im Gegenzug verpflichtet war, jede erhaltene Mark innerhalb von zwei Wochen mit 8 Gulden landesherrlicher Währung zu bezahlen. Es war allerdings möglich, daß selbst dieser Zehnte noch "eine zeitiangh nach Gelegenheit des Bergwerks gnediglich" nachgelassen und „ der zehende Pfennig Hüttensteuer wieder erstattet wurde. Ein Jahr später wurde diese Bergfreiheit von Landgraf Philipp bestätigt. Genauer war sie jedoch im Jahre 1563. Hier wurde bestimmt, daß jeder frei schürfen dürfe. Um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen, sollte für die Entdeckung eines jeden Schürfganges, der mindestens 1 Mark Silber enthielt, eine einmalige Prämie von 20 Gulden ausgezahlt werden. Allerdings mußte hier alles gewonnene Silber sofort der landgräflichen Münze zur Verarbeitung
zugeführt werden.

Grube Rosenberg um 1920

Blei- und Silberhütte

Ein ständiges auf und ab

Wie erwähnt, sind frühere Urkunden verloren gegangen. Deshalb entstanden auch viele Legenden über Länge und Verlauf der Stollen. Bekannt sind Gangzüge zwischen Holzappel und dem Rhein und weiter bis in den Hunsrück. Früher erzählte man uns, und da gab es noch Bergbau, daß die Kumpels etwa 260 m tief unter dem Rhein und weit auf die andere Rheinseite einfuhren, und daß es gelegentlich auf der tiefsten Sohle Wassereinbrüche gegeben hat. Diese waren immer schlimm, da es noch keine Elektropumpen gab und so dauerte eine Wiederaufnahme bis zur Trockenlegung oft mehrere Jahre. Der Bergbau erfuhr ein ständiges Wechselbad: Stilllegungen, Wiederaufnahme der Grubentätigkeiten waren die Regel. 1691 wurde die Silberhütte Braubach gegründet. Wie schon der Name sagt, es wurde vorrangig Silber hergestellt, in den folgenden Jahrhunderten wurde die Produktion auf Blei umgestellt, da die Silberausbeute stetig geringer wurde. Erklärt sich von selbst, das Silber lagerte meist in den oberen Schichten und die war ausgebeutet. 1693 kam eine Flaute, 1698 erfolgte der Konkurs. 1722 erfolgte wieder ein Aufschwung aber 1738 wurde der Grubenbetrieb wieder eingestellt. In den folgenden Jahrzehnten wurden nur vereinzelte Schürfrechte beantragt und erteilt. Erst 1833 wurde der Bergbau wiederum aktiviert. Hier, die Namen einiger Stollen: Viktoriastellen, Albertschacht, Schacht Phillipp, Moritzstollen, Segengottesstollen, Grube Rosenberg. Die Gewerkschaft Remi übernahm die Gruben, 1877 wurden sie von den Emsern Blei- und Silberwerke, 1909 von der die Stollberger Zink AG übernommen.
Den Abtransport des Roherzes in den Stollen besorgten Grubenpferde. Man erzählte uns, daß die Pferde alle blind waren. Obwohl mein Opa 1885-1920 auch im Braubacher Hüttenwesen beschäftigt war, konnte er mir leider nicht darüber erzählen, er starb viel zu früh, schon vor meiner Geburt. Die Bergwerke in Braubach, die Blei-, Zink-, Kupfer- und Silbererze förderten, ernährten zwar viele Menschen, brachten aber auch vielen einen frühen Tod. Viele Grubenkumpels kamen zu Fuß aus entfernten Gemeinden, arbeiteten bis zu 12 Stunden, rechnet man den Fußweg von 20 - 30 km hinzu, waren sie etwa 16 Stunden unterwegs. So verdienten um 1890 die Aufbereiter (über Tage) 4 Pfennig pro Stunde, ein Hauer (unter Tage) 21 Pfennig pro Stunde. Vergleicht man die Lebenshaltungskosten, ein Pfund Brot kostete 12 Pfennige.

Bergleute von der Grube Rosenberg 1898 Notgeld der Blei- und Silberhütte

Steine für Sammler

Weltweit finden sich in Mineraliensammlungen Braunbleierz-Stücke, Pyromorphit, Quarzkristall aus der ehemaligen Grube Rosenberg. Gelegentlich werden diese auch bei Auktionen angeboten.

Pyromorphit Pyromorphit Quarz Kristall Pyromorphit

Aufbereitung bei der Grube Rosenberg

Erst 1912 wurde die Aufbereitung auf der Kerkertser in Betrieb genommen. Das massive, große Bauwerk war nicht zu übersehen. Das gewonnene Roherz wurde in Ems auf der Silberau weiter verarbeitet.

Waldburg

Das ehemalige Gasthaus zur Waldburg,

war ab 1909 Wohnung für die Grubenarbeiter und Unterkunft für die Grubenpferde

Anfang 1900 lief die Förderung auf vollen Touren. Bedingt durch die Neueinstellungen von Hauern und den Mehrbedarf an Pferden wurde 1909 das Gasthaus zur Waldburg angemietet. Im unteren Bereich wurden die Pferdeställe eingerichtet, im oberen Teil wohnten die Bergleute z. T. mit ihren Familien. 1916 wurde dann noch ein weiteres Wohnhaus gebaut. Der Boom läßt sich auch mit dem ersten Weltkrieg erklären, erstens stiegen die Weltmarktpreise für Blei und das Zeug wurde dringend für Munition gebraucht. Nach der Sättigung und der sinkenden Nachfrage war das Produkt Blei nicht mehr gefragt und so wurden zehn Jahre später die Gruben wieder stillgelegt. Einen erneuten Bedarf an diesem Rohstoff gab es nach dem zweiten Weltkrieg (Blei hatte man reichlich verschossen) und so aktivierte man eine Grube wieder. Allerdings beschäftigte man bedeutend weniger Grubenpersonal als in den früheren Jahren. 1958 waren etwas über 40 Bergleute beschäftigt. 1963 wurde als letzte die Grube Rosenberg geschlossen.

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